Die Marketenderin 

Zierde der Schützenkompanie

Die Heere des Mittelalters kannten weder Train noch Feldküche oder Feldbäckerei. Im Grunde genommen hatte jeder Mann für sich selbst zu sorgen. Man lebte vom Land durch das man marschierte. Dementsprechend wichtig war der freiwillige Tross der Händler, der Wirte, Köche und vor allem auch der Frauen. Noch unter Friedrich dem Großen konnten Soldaten für sie sorgende Frauen mitziehen lassen. Brot gab es bereits aus der Feldbäckerei. Zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges aber noch gestaltete der bunte Tross, der allerdings dem Militärkommando unterstand, die ganze Vielfalt und Buntheit des Lagerlebens. Grimmelshausens Erzählung von der Mutter Courage, dem Urbild aller Marketenderinnen, legt deutliches Zeugnis dafür ab. Je zentraler die Armeeverpflegung und gesamte Truppenversorgung im Lauf der Zeit geregelt wurde, desto bedeutungsloser wurden die zivilen Versorger einschließlich der Marketenderinnen und sonstigen Begleitfrauen. Am Ende der Entwicklung stand die der Kompanie angehörende uniformierte Marketenderin mit ihrem Fäßchen voll Schnaps zur Labung der Soldaten. Mit Ausgang des 19. Jahrhunderts verschwand auch sie aus dem Bild der modernen Armeen. Geblieben ist sie nur bei einigen Bürgergarden, Die Tiroler Schützen haben, wohl in Erinnerung an die Franzosenkriege die Funktion der mitmarschierenden Marketenderin neu belebt. Dies freilich unter sehr veränderten Vorzeichen.

Zuerst gab es nur vereinzelt Marketenderinnen in den Kompanien, da man dieser Neuheit gegenüber Mißtrauen empfand. Doch die "Zier der Kompanie" setzte sich bald durch und erfüllte ihre Aufgaben, was sich als sehr positiv auswirkte.

Marketenderin zu werden, galt und gilt als Ehre, als schöne, repräsentative Aufgabe, die aber mit Verantwortung, Charakterfestigkeit und Tradition untrennbar verbunden ist.
Bei Ausrückungen zeigt auch die Marketenderin ihren Einsatz fürs Tiroler Schützenwesen, das Bekenntnis zu seinen Idealen.

Bei einer Schützenveranstaltung soll das Mädchen natürlich erscheinen, ohne Modeschmuck und Schminke, modischer Aufputz sollte vermieden werden, um die Tracht nicht zu entwürdigen. Die Marketenderinnen tragen die Tracht der Umgebung und halten sie dadurch lebendig.
Meist sucht der Hauptmann die Marketenderinnen aus, in manchen Kompanien werden sie gewählt. Heute ist ein Ausrücken ohne Marketenderinnen unvorstellbar; nur bei bestimmten Anlässen sind sie nicht dabei, etwa bei Begräbnissen. In Nordtirol muß eine Marketenderin ledig sein, in Ost- und Südtirol nicht unbedingt. Wie bei den Schützen, sind alle Berufsstände (Studentinnen, Angestellte, Sekretärinnen ... ) vertreten. Natürlich müssen die Mädchen ein umgängliches Wesen haben, um auserkoren zu werden. Sie genießen dann auch das aktive Wahlrecht in der Kompanie und beteiligen sich am Schützenschnurschießen.

Ihre heutige Rolle ist auch gar nicht so einfach. Nach der Ausrückung fungieren sie oft auch als Kellnerinnen, denn sie haben die Aufgabe, sich um das Essen und Bier der Schützen zu kümmern.
Ihre Tätigkeit ist also anstrengender, denn während die Schützen gemütlich beisammensitzen, sind sie beim Laufen und Tragen und verkaufen Schnaps, was der Kompanie auch Geld einbringt. Auch halten sie die Schützenlokale sauber. Und - sie sind die Anlaufstelle für kritische Äußerungen der Bevölkerung zu einer Ausrückung. Da heißt es dann oft, aufzuklären oder zu berichtigen und freundlich zu bleiben.
Für ihren unermüdlichen Einsatz bei Festen, Veranstaltungen, sozialen und caritativen Unternehmungen gilt ihnen besonderes Lob. Außerdem sind sie wichtige Trägerinnen und Vermittlerinnen des Schützengedankengutes - auch für die kommende Generation.

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